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ETH-only-Minipools: Rocket Pool setzt Saturn 0-Upgrade um

Das Ethereum Liquid-Staking-Protokoll Rocket Pool setzt das Saturn 0-Upgrade um. Dadurch kommen ETH-only-Minipools mit bis zu 10% Kommission.

Das RPL-Debakel von Rocket Pool

Wer sich mit Ethereum-Staking beschäftigt ist vermutlich schon einmal über Rocket Pool gestolpert. Rocket Pool ist ein Pool-Staking-Protokoll. Bereits ab 0,01 ETH können Pool-Staker ihre Ether staken lassen und erhalten im Gegenzug einen Liquidity-Token namens rETH, der die Staking-Erträge abbildet. Dafür zahlen sie 14% der Staking-Erträge an die sogenannten Node Operator als Gebühr (Kommission). Der Clou: anders als bei anderen Liquid Staking-Protokollen kann jeder ein Node Operator sein und sogenannte Minipools erstellen. Dafür setzt der Node Operator pro Minipool 8 eigene ETH ein, während von den Pool-Stakern via Deposit-Pool 24 ETH beigesteuert werden. Der Node Operator erhält dann für die 8 ETH ganz reguläre Staking-Erträge, plus die 14% Kommission von den gestakten 24 ETH. Das macht Rocket Pool gegenüber Solo-Staking attraktiver, da der Ertrag höher ist.

Es gibt allerdings einen Haken. Als Sicherheit müssen Node Operator pro Minipool 10% der geliehenen Ether, also 2,4 Ether bei einem LEB8-Minipool, in RPL, einem Token von Rocket Pool, hinterlegen. Dieser wird zwar auch am Node gestaket und erzeugt aktuell 10,42% Ertrag p.a.1Stand: 27.10.2024, Quelle: rocketpool.net, diese Auszahlungen erhält der Node Operator aber nur, wenn das ganze Node über 10% Collateral bleibt. RPL hat allerdings eine eigene Marktdynamik. Der Token ist nicht an den Wert von Ether geknüpft und kann daher stark schwanken. Auch die Rocket Pool-Organisation finanziert sich durch RPL. Dadurch und durch die Ausschüttungen an die Node Operator ist RPL inflationär; die Inflationsrate liegt bei 5%. Die Inflation führt zu einer schwierigen Marktlage. Lag der Kurs Anfang 2024 noch bei 0,01317 ETH/RPL, ist er aktuell nur mehr bei 0,004175 ETH/RPL2Stand: 26,10.2024, Quelle: coinmarketcap.com. Der Kurs hat also um bedrohliche 68,3% nachgegeben. Die Folge: viele Node Operator fallen unter die 10%-Hürde und erhalten keinen Ertrag mehr von ihren gestaketen RPL. Die ursprünglichen 2,4 Ether sind somit deutlich weniger wert und liegen als ungenutztes Kapital am Node. Dadurch sinkt die Rendite auch im Vergleich zu Solo-Staking massiv.

Saturn-Upgrades sollen RPL-Tokenomics in den Griff bekommen

Durch diesen RPL-Mechanismus, oft auch RPL-Tokenomics genannt, ist Rocket Pool in den vergangenen Monaten sehr unattraktiv geworden. Viele Node Operator haben sich zurückgezogen. Sie erstellen entweder keine neuen Minipools mehr oder geben ihren bereits bestehenden Minipools auf, um den Schaden zu begrenzen. Auch Rocket Pool selbst schadet diese Vorgehensweise. Der Deposit-Pool, in den die Pool-Staker ihre Ether einzahlen und im Gegenzug rETH erhalten, ist seit Monaten überfüllt. Insgesamt 964 LEB8-Minipools würden sich aktuell sofort erstellen lassen3Stand: 27.10.2024, Quelle: rocketscan.io. Somit können keine neuen rETH gemintet werden.

Deshalb hat sich die Organisation hinter Rocket Pool mit der Community dazu entschlossen, die Tokenomics-Thematik in den Saturn-Upgrades anzugehen. Der Plan ist, den RPL-Token nicht mehr als Grundvoraussetzung für das Staken mit Rocket Pool zu machen4Quelle: RPIP-49, rpips.rocketpool.net. Er bleibt als Option aber bestehen und soll langfristig durch verschiedene Mechaniken auch RPL wieder attraktiver machen. Ursprünglich war Saturn als ein großes Upgrade geplant, der Druck ist aber so enorm, dass die Upgrades in zwei Teile aufgeteilt wurden: Saturn 1 und 2. Während Saturn 1 Features wie Megapools5Quele: RPIP-43, rpips.rocketpool.net und Validatoren mit nur 4 bzw. 1,5 ETH Eigenanteil6Quelle: RPIP-42, rpips.rocketpool.net einführen soll, ist Saturn 2 auch von mehreren Entwicklungen von Ethereum selbst abhängig. Beide Upgrades sollen aber erst Mitte bis Ende 2025 kommen. Um den Druck bereits davor zu verringern, kommt am 28. Oktober das Saturn 0-Upgrade und führt die wichtigste Funktion bereits ein: ETH-only-Minipools.

Saturn 0 bringt ETH-only-Minipools

Die Einführung von ETH-only-Minipools ist durch einen Kniff möglich: die Parameter des Rocket Pool-Protokolls können auch ohne Anpassung des Smart Contracts selbst verändert werden7Quelle: RPIP-62, rpips.rocketpool.net. Dadurch entfällt das langwierige Testen eines neuen Smart Contracts. Die Parameter werden also so verändert, dass neue Minipools nicht mehr von gestaketem RPL abhängig sind. Die 10%-RPL-Hürde entfällt komplett. Diese neuen Minipools erhalten zudem nur gut ein Drittel der eigentlichen Kommission von Rocket Pool auf den vom Deposit Pool geliehenen Teil (5% statt 14%). In einem zweiten Schritt wird dann noch die Gebührenstruktur (Reward Tree) angepasst. Als zusätzlicher Anreiz bis zur Einführung von Saturn 1 steigt dadurch die Gebühr für ETH-only-Minipools von 5% auf 10%. Die übrigen 4% können mit entsprechendem RPL-Anteil erreicht werden. Staket ein Node 10% des geliehenen ETH in RPL, werden die vollen 14% erreicht, darunter je nach Anteil. Bei 5% RPL-Stake kommen so zum Beispiel 12% Gesamtkommission zustande. Diese zusätzlichen Anreize gelten allerdings nur für Nodes, die am Smoothing-Pool teilnehmen. Der Reward Tree soll bis zum 21. November angepasst werden und betrifft dann bereits die aktuell laufende Reward Period. So sollen bereits mit der Einführung von ETH-only-Minipools 10% Basis-Kommission ermöglicht werden.

Für Node Operator bedeutet das, dass sie auch ohne das Staken von RPL wieder Minipools starten können. Die zusätzliche Kommission von 5% ist zwar geringer, aber dennoch attraktiver als reines Solo-Staking. Nach der Änderung des Reward Trees steigt die Kommission temporär auf 10%. Das soll Rocket Pool auch gegenüber anderen Liquid Staking-Protokollen attraktiver machen. Am 25. Oktober startete nämlich auch Lido mit dem Community Staking Module (Lido CSM) einen ähnlichen Ansatz wie Rocket Pool, der bei 1,5 ETH (im Early Access, sonst 2,4 ETH) für den ersten Validator und 1,3 ETH danach 6% Kommission auf die geliehenen Ether bietet.

Für Rocket Pool soll die Maßnahme vor allem für mehr gestartete Minipools sorgen, um den Deposit Pool wieder zu leeren und das Protokoll als ganzes wieder für Anleger attraktiv zu machen. Langfristig soll Rocket Pool dadurch wieder wachsen und für mehr Total Value Locked (TVL) sorgen.

Marktreaktion noch ungewiss

Während die Reaktionen aus der Community nahezu ausschließlich positiv sind, ist die Reaktion des Marktes auf die ETH-only-Minipools noch ungewiss. Als sehr wahrscheinlich gilt, dass die Maßnahme initial zu einem Run auf die neuen Minipools führen könnte und sich der Stau im Deposit Pool Stück für Stück auflöst. Welche Auswirkungen die ETH-only-Minipools auf den Kurs von RPL haben wird ist hingegen schwer abzuschätzen. Die Hoffnung ist, dass der RPL-Kurs steigt oder zumindest stabil bleibt. Vor allem die Änderung des Reward Trees mit variablen 4% je nach RPL-Stake könnten ein echter Anreiz sein, wieder RPL zu kaufen. Nach der Einführung von Saturn 1 steigt der variable Anteil zudem auf die vollen 9%, was den Anreiz noch erhöht.

Um auch langfristig kompetitiv zu bleiben muss Rocket Pool 2025 den Fokus ganz auf Saturn 1 und 2 legen. Mit dem CSM hat nämlich Lido, der größte Staking-Player überhaupt, ein eigenes Programm für Heimstaker erfolgreich gestartet, das klar im Gebiet von Rocket Pool wildert. Auch kleinere Konkurrenten wie Puffer erhöhen den Druck auf Rocket Pool. Unter Druck entstehen Diamanten: Saturn 1 und 2 haben durchaus das Potenzial, Rocket Pool grundlegend zu reformieren und zum attraktivsten Programm zu machen, ganz ohne RPL-Zwang.

Quellen

Florian Maislinger

Florian Maislinger

Ich beschäftige mich seit gut sieben Jahren mit Kryptowährungen und bin eher durch Zufall in die Richtung geraten. Als ehemaliger Early-Ethereum-Miner bin ich von Anfang an mit dem Geschehen rund um Ethereum vertraut und gehe jetzt mit Staking den nächsten Schritt. Hauptberuflich bin ich im IT-Sektor tätig und verbringe auch privat viel Zeit mit Hardware, Software und Computern.

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